Baustoffe: viel Poroton & Lehm, wenig Beton, kein Rigips
Diese Seite ist Teil der Dokumentation Bauprojekt HAUS21: ein Haus für das 21. Jahrhundert. Einfamilienhaus mit Büro zum Wohnen und Arbeiten, klimaneutral beheizt und gekühlt, nachhaltig errichtet zur langfristigen flexbilen Nutzung, in wesentlichen Aspekten altersgerecht und barrierefrei.
Bei der Wahl der Baumaterialien spielte ein wichtige Rolle, dass wir uns ein Massivhaus wünschten. Somit kam zum Beispiel die Holzständerbauweise nicht in Frage. Selbstverständlich war es uns sehr wichtig, die durch die Baustoffe entstehenden CO2-Emissionen zu minimieren. Neben einem gesunden Raumklima waren auch Robustheit und Langlebigkeit relevante Aspekte.
Außenwände: Poroton
Poroton T7 ist ein klimaneutral produzierter äußerst hochwertiger Lochziegel mit einer Füllung aus Perlit (Vulkangestein). Der Ziegel hat eine so geringe Wärmeleitfähigkeit, dass man daraus sogar Passivhäuser bauen kann, ohne dass Dämmplatten aufgebracht werden müssen. Man erhält eine massive, robuste Fassade, die entweder verputzt oder zum Beispiel mit Klinkerriemchen verkleidet werden kann.
Geschossdecken: Massivholz oder Beton?
Für die Decken zogen wir zunächst auch Massivholz in Betracht, verwarfen diese Option aber aufgrund der entscheidenden Nachteile im Vergleich zu Beton:
- Eine Mischkonstruktion mit massiven Außenwänden ist statisch schwierig, vor allem das Aufmauern von tragenden Wänden auf der Holzdecke.
- Anschluss an massive Treppen schwierig.
- Bauteilaktivierung zur Kühlung nicht möglich.
- Aufwendiges Handling während der Bauzeit, da die Decken keinen Regen abbekommen sollten.
- Lieferlogistik alles andere als trivial, da große Längen aufgrund durchlaufender Platten.
- Schallschutz nur in Kombination mit Auflast > 60kg/qm.
Innenwände: Lehmputz
Wände aus Lehm können sich positiv auf das Raumklima auswirken, indem sie feuchtigkeitsregulierend wirken. Am einfachsten kommt Lehm als Putz zum Einsatz. Hier kann er seine Vorteile am besten ausspielen. Selbst fürs Bad ist Lehmputz gut geeignet. Er nimmt die beim Duschen entstehende hohe Feuchtigkeit auf und gibt sie zeitversetzt langsam wieder ab.
Damit Lehmputz auf diese Art wirken kann, darf er nicht durch den Anstrich versiegelt werden. Es müssen also diffusionsoffene Farben verwendet werden.
Wir hatten auch eruiert, Lehm nicht nur für den Putz, sondern in Form von Lehmsteinen auch für die eigentlichen (Innen-) Wände zu verwenden. Es zeigte sich jedoch, dass (ungebrannte) Lehmsteine gegenüber (gebrannten) Ziegeln eine Reihe von Nachteilen haben, so dass wir davon wieder absahen.
Dämmung unter Fundamentplatte: Glasschaumschotter
Der Nachhaltigkeitsgedanke erfordert unter anderem, bereits beim Bau eines Hauses den in (hoffentlich) ferner Zukunft liegenden Abriss zu berücksichtigen. Konkret sollte man es vermeiden, Stoffe zu verbauen, die beim Abriss als Sondermüll entsorgt werden müssen.
Unterhalb der Fundamentplatte ist eine Dämmung erforderlich (Details zu dieser sogenannten Perimeterdämmung). Dazu werden oft Dämmstoffplatten aus Polystyrol (Styropor) verwendet. Solche EPS- bzw. XPS-Platten sind jedoch als Sondermüll klassifiziert. So etwas wollen wir nicht im Boden unter unserem Haus haben.
Mit Glasschaumschotter gibt es eine ökologisch korrekte Alternative. Glasschaumschotter wird aus nicht mehr recyclingfähigem Altglas hergestellt und ist praktisch unverwüstlich. Man geht davon aus, dass nach einem Abriss zum Beispiel in hundert Jahren der Glasschaumschotter in anderen Bauprojekten wiederverwendet werden kann.