Altersgerechtigkeit und Barrierefreiheit

Diese Seite ist Teil der Dokumentation Bauprojekt HAUS21: ein Haus für das 21. Jahrhundert. Einfamilienhaus mit Büro zum Wohnen und Arbeiten, klimaneutral beheizt und gekühlt, nachhaltig errichtet zur langfristigen flexbilen Nutzung, in wesentlichen Aspekten altersgerecht und barrierefrei.

Barrierefreiheit: ist das nötig?

Warum denkt man als gesunder Mensch in seinen besten Jahren über Barrierefreiheit nach? Reicht es nicht, im Alter im Fall des Falles einen Treppenlift einbauen zu lassen? Wir denken, nicht.

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum man frühzeitig über ein mögliches Leben mit Einschränkungen nachdenken sollte. Da ist zunächst die simple Tatsache, dass es jeden jederzeit treffen kann. Ein Unfall oder eine Krankheit können (hoffentlich nur temporär) einen Rollstuhl erforderlich machen. Eine andere wichtige Überlegung betrifft das Alter. Für uns ist klar, dass ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden eine sehr hohe Priorität hat. Wir möchten so lange wie irgend möglich zu Hause wohnen bleiben können.

Durch ausreichende Barrierefreiheit innerhalb der Wohnung wird erreicht, dass der Bewohner selbständig und möglichst ohne fremde Hilfe (z. B. Homecare) leben kann. Diese Selbständigkeit erhöht die persönliche Zufriedenheit des Bewohners und hilft Sozialkosten zu reduzieren.

Quelle des Zitats: Wikipedia

Zurück zur Frage des Treppenlifts. Wenn man sich eingesteht, dass man so gebrechlich geworden ist, dass ein Transport über Etagengrenzen nötig ist, tut man sich mit Planung und Beauftragung von Umbauten erfahrungsgemäß schwer. Dazu kommt, dass es mit einem Treppenlift oft nicht getan ist. Auch das Bad muss umgebaut werden, vielleicht auch weitere Bereiche. Wenn für solche (nicht nur) im Alter als aufwendig und belastend empfundene Maßnahmen die Energie fehlt, bleibt als Alternative nur das Altersheim. Da sorgen wir doch lieber vor!

Wieviel Barrierefreiheit?

Wie so oft gibt es auch bei den Themen Barrierefreiheit und Altersgerechtigkeit unterschiedliche Definitionen. Wir wählten einen pragmatischen Ansatz: es sollte einer Person im Rollstuhl möglich sein, alle wichtigen Räume eigenständig anfahren und nutzen zu können. Das schließt einen Transport über die Etagen selbstverständlich mit ein, aber zum Beispiel den Technikraum im Keller aus.

Barrierefreiheit und Altersgerechtigkeit im Detail

Aufzug? Oder Homelift?

Der Aspekt, der die Planung am tiefgreifendste beeinflusste, war unser Wunsch nach einem Aufzug. Ein Lift muss von Beginn an eingeplant werden, da er entscheidenden Einfluss auf den Grundriss hat. Wie sich herausstellte, gibt es dabei zwei verschiedene Kategorien: Homelift und Aufzug.

Ein Homelift ist einfacher gebaut und benötigt weniger Platz als ein echter Aufzug. Im Gegenzug ist seine Geschwindigkeit auf 15 cm/s beschränkt und es ist eine Totmannschaltung vorgeschrieben: der Lift fährt nur, so lange ein Knopf gedrückt wird.

Auch ein Homelift ist alles andere als günstig. Umso schwerer mögen da die Nachteile wiegen. In der Praxis gibt es in Einfamilienhäusern vermutlich in den meisten Fällen keine Alternative. Echte Aufzüge benötigen oft eine Unterfahrt (Grube), sowie im Querschnitt mehr Platz.

Treppen und Stufen

Ein Homelift ist eine schöne Sache, aber es muss auch an vielen anderen Stellen darauf geachtet werden, dass ein Zugang per Rollstuhl möglich ist. Das betrifft unter anderem den Hauseingang und den Zugang zum Garten.

Durchfahrtsbreiten

Ein Rollstuhl benötigt eine gewisse Mindestdurchfahrtsbreite: Flure müssen genügend Platz (auch zum Wenden) bieten, Türen sollten ein lichte Breite von 90 cm aufweisen.

Badezimmer

Im Badezimmer müssen mindestens die Toilette und die Dusche von einem Rollstuhl aus zugänglich sein. Für die Dusche bedeutet das neben einer ausreichenden Größe: bodentiefer Zugang ohne Stufe.

Weiterführende Literatur

Der Ratgeber “Wohnraumanpassung – barrierefrei (Um-) Bauen – Tipps und Lösungsbeispiele” des Barrierefrei Leben e.V. gibt viele detaillierte Tipps zur Barrierefreiheit.