Heizen/Kühlen: Fußboden vs. Decke vs. Wand

Diese Seite ist Teil der Dokumentation Bauprojekt HAUS21: ein Haus für das 21. Jahrhundert. Einfamilienhaus mit Büro zum Wohnen und Arbeiten, klimaneutral beheizt und gekühlt, nachhaltig errichtet zur langfristigen flexbilen Nutzung, in wesentlichen Aspekten altersgerecht und barrierefrei.

Wärmepumpen und Vorlauftemperatur

Eine Wärmepumpe arbeitet nur dann effizient, wenn die Zieltemperatur relativ niedrig ist. Das erfordert eine Flächenheizung, da nur solche Heizungen mit geringen Vorlauftemperaturen betrieben werden. Klassische Radiatoren sind somit außen vor, aber es bleibt die Wahl zwischen Fußbodenheizung, Wand- sowie Deckenheizung. Ich habe hier nur die gängigen Begriffe genutzt, selbstverständlich soll das System neben der Heizung auch zum Kühlen genutzt werden. Im Winter wird also warmes Wasser durch die in Boden/Wand/Decke verlegten Rohre gepumpt, im Sommer dagegen kühles Wasser.

Fußboden vs. Decke vs. Wand

Die Systeme unterscheiden sich unter anderem durch den Anteil der Strahlungswärme. Anders als Konvektionswärme erhitzt Strahlungswärme nicht zunächst die Luft (einen äußerst ineffizienten Wäremeträger) sondern direkt den Menschen oder Gegenstand, auf den die Strahlung trifft. Das macht es möglich, die Lufttemperatur um 1-2 °C abzusenken und es dennoch als angenehm warm zu empfinden, ähnlich wie draußen an einem noch etwas frischen aber sonnigen Frühlingstag.

Die Vor- und Nachteile der Varianten im Überblick:

Fußbodenheizung

  • Anteil Strahlungswärme: 50-70 %
  • Winter: angenehm warmer Boden
  • Sommer: unangenehm kühler Boden
  • Sommer: die warme Luft sammelt sich oben an der Decke
  • Ältere Systeme haben eine hohe Trägheit von mehreren Stunden, da sich oberhalb der Rohre sowohl Estrich als auch Bodenbelag befinden. Für neuere Fußbodenheizungen soll die Trägheit relativ ähnlich zu Wand- und Deckenheizungen sein. Vermutlich hängt die Trägheit auch vom gewählten Bodenbelag ab.

Wandheizung

  • Anteil Strahlungswärme: ca. 70 %
  • Möglicherweise geringere Trägheit als bei der Fußbodenheizung
  • Benötigt große Wandflächen, die dauerhaft freigehalten werden müssen

Deckenheizung

  • Anteil Strahlungswärme: ca. 90 %
  • Möglicherweise geringere Trägheit als bei der Fußbodenheizung
  • Winter: die Wärme kommt von oben, wie draußen die Sonnenwärme
  • Sommer: warme Luft steigt nach oben und wird dort gekühlt, es entsteht von ganz allein ein Kreislauf, der für gleichmäßige Temperierung sorgt

Wir entschieden uns für Heizen/Kühlen über die Decke.

Selbstverständlich können die Varianten auch kombiniert werden. So lassen wir beispielsweise im Badezimmer aufgrund der relativ geringen Deckenfläche zusätzlich die Wände der Dusche mit Rohren belegen.

Kühlleistung und Taupunkt

Bei allen Flächensystemen ist zu beachten, dass sie nur eine begrenzte Kühlleistung liefern können. Das liegt daran, dass ein(e) zu kalte(r) Boden/Wand/Decke dazu führen würde, dass Feuchtigkeit aus der Luft als Tau kondensiert.

Wenn höhere Kühlleistungen gewünscht werden, muss die Flächenkühlung mit zusätzlichen Systemen kombiniert werden, beispielsweise Betonkernaktivierung und/oder Kühlregister der Lüftungsanlage.